Kommunikation, Sprechen, Sprache
In der weitgehend spielzeugfreien Umgebung des Waldkindergartens kommunizieren die Kinder besonders intensiv miteinander. Die Entdeckungen in der Natur regen die Kinder zum Nachfragen, Philosophieren und Weiterspinnen von Geschichten an. Sie setzen ihre kommunikativen Fähigkeiten ein, um mit anderen gemeinsam zu agieren, Ideen auszutauschen, Verhandlungen zu führen, Konflikte zu beheben, Vorgehensweisen zu diskutieren, Rollenspiele zu spielen, oder ihre (Phantasie)Welt zu beschreiben. So erweitern sich spielerisch im Alltag der Wortschatz und die Fähigkeit, sich differenziert auszudrücken.
Zusätzlich unterstützen wir diesen Bereich der Biko durch: Morgenkreise, Gesprächskreise, Lieder, Reime, Gedichte, Märchen, gelenkte Spiele, Sprachspiele, darstellende Spiele, Rollenspiele, Feste und Feiern, Bereitstellung von erzählenden, lyrischen Texten durch Bilder- und Kinderbücher/Kinderzeitschriften und Sachliteratur, Besuch des MIZ, Theaterbesuche, Spracholympiade.
Elementares mathematisches Denken
Der Wald bietet den Kindern in besonderer Form die Gelegenheit, sich zu bewegen und dabei ihren Körper und die Umgebung kennenzulernen. Dies wirkt sich positiv auf ihr Körperschema und ihre räumliche Orientierung aus. Während des Freispiels üben sich die Kinder als Baumeister, Konstrukteure oder Künstler und sammeln dabei Erfahrungen mit ein- und mehrdimensionaler Geometrie. Symmetrische und geometrische Formen lassen sich an vielen natürlichen Gegebenheiten in der Natur entdecken und sprechen das mathematische Denken der Kinder an. Auf diese Weise entwickelt sich das Denken in mathematischen Kategorien im alltäglichen Leben der Kinder im Wald.
Zusätzlich werden gezielte Angebote im mathematischen Bereich passend zu den aktuellen Themen einzelner Kinder oder der Gruppe angeboten. So können z.B. gesammelte Steine gezählt, in einzelne Teilmengen aufgeteilt, oder nach Größe sortiert werden.
Zusätzlich unterstützen wir diesen Bereich der Biko durch:
- zusätzliche Materialien, die die natürlichen Ressourcen des Waldes ergänzen (Zahlenbilder, Bücher, Formen und Körper)
- das freie Experimentieren mit den Materialien, das Spielen von Zuordnungsspielen und das Vollziehen einfacher Rechenoperationen
- einen strukturierten Tages- und Wochenablauf, der den Kindern Erfahrungen mit Zeit, Monatsnamen und Wochentagen ermöglicht
(Rituale, wie z.B. das Abzählen der Kinder im Morgenkreis)
(Inter)kulturelle/ Soziale Grunderfahrungen
Jeden Tag meistern die Kinder im Wald neue Herausforderungen und finden für verschiedenste Probleme kreative Lösungen. Sie lernen während des Spiels mit anderen Kindern ihre eigenen Stärken und Schwächen kennen. Sie erfahren, wie es sich anfühlt, sich mit seinen Vorstellungen durchzusetzen oder gemeinsam mit anderen Kompromisse zu finden. Sie lernen auch Misserfolge zu verkraften.
Durch die intensive Auseinandersetzung mit sich selbst und dem eigenen Körper kann sich jedes Kind als individuelle Persönlichkeit erleben und ein positives Selbstbild entwickeln. Diese positive Einstellung zu sich selbst ist eine grundlegende Voraussetzung für die Entwicklung moralischer Werte. Andere mit ihren Stärken und Schwächen zu akzeptieren bzw. zu tolerieren, fällt Kindern und Erwachsenen leichter, wenn sie sich selber achten.
Der Alltag in unserem Waldkindergarten wird in großem Maße durch die Gemeinschaft bestimmt. Die Gruppe fällt viele der notwendigen Entscheidungen demokratisch. Zum Beispiel wird über Rituale gemeinsam entschieden, in welchem Waldstück sich die Kinder an einem Tag aufhalten möchten. Die Kinder spielen und arbeiten gemeinsam in der freien Natur und entwickeln ein starkes Gemeinschaftsgefühl. Sie lernen sowohl aufeinander Rücksicht zu nehmen und einander zu helfen als auch ihre Bedürfnisse zu äußern und unterschiedliche Interessen abzuwägen. Auch das Erarbeiten und das Einhalten von Regeln ist ein wichtiges Lernfeld. Dazu gehören sowohl allgemeine Verhaltensregeln, als auch Regeln zum Umgang mit der Natur.
Zur Zielstellung der Pädagogik in unserem Waldkindergarten gehört eine tolerante Haltung und Offenheit der Kinder gegenüber (anderen) Religionen und (anderen) Kulturen. Im Alltag erhalten die Kinder Einblicke in verschiedene Familienkulturen. Je nach Zusammensetzung der Gruppe haben sie die Möglichkeit, im Wald gemeinsam mit Kindern aus anderen Kulturen aufzuwachsen und so deren Rieten, Bräuche, Feste oder auch die Musik kennenzulernen.
Zusätzlich unterstützen wir diesen Bereich der Biko durch:
thematische Gesprächskreise, Angebote zur Selbstwahrnehmung – der sozialen Lebenswelt – zum Verstehen von Zusammenhängen in Natur und Umwelt, gemeinsames Erarbeiten von Regeln und Normen, Kooperationsspiele, Verkehrserziehung, Vermittlung von Wildniswissen, Baumkunde
Musik, Ästhetik, bildnerisches Gestalten
Die Natur bietet den Kindern vielfältige Materialien, die ihre Phantasie und ihre Kreativität anregen. Diese können sie gestalterisch nutzen, ob zum Basteln oder für Rollenspiele, in denen sie ihr Ausdrucks- und Handlungsrepertoire erweitern. Sand und Lehm eignen sich zum Formen und Gestalten. Mit Hilfe von Werkzeugen entstehen aus Stöcken kleine Boote und vieles mehr.
Von ganz besonderem Wert ist das Erleben der besonderen Stille im Wald. Wenn Kinder sich dieser Stille öffnen, fällt es ihnen leichter sensibel für feinste Geräusche und Vorgänge sowohl in der Natur als auch im eigenen Körper zu werden.
Zusätzlich unterstützen wir diesen Bereich der Biko durch:
gezielte Angebote mit Schere, Papier, Stiften und weiteren Materialien zu arbeiten, das Basteln von Musikinstrumenten aus Naturmaterialien (auf denen die Kinder ihre rhythmischen und musikalischen Fähigkeiten erproben können), Märchen, Lieder, Reime und Fingerspiele, ebenso wie Tanz und Bewegung, Musikhören, elementares Instrumentenspiel (Rhythmusinstrumente, Orff-Instrumentarium, usw.) und Improvisationen
Konkrete Beispiele für die Umsetzung: musikalischer Morgenkreis, Klangwerkstatt, Klanggeschichten, Echospiele, Erproben der Wirkung von Spuren und Linien, Umgestalten und Erfinden neuer Formen, Erproben grafischer Strukturen, Experimentieren mit Lehm, Farben der Natur erleben und bestimmen, Farben selbst herstellen und damit experimentieren
Bewegung
“Bewegung ist eine elementare Form des Denkens.“ Gerd Schäfer, Bildung beginnt mit der Geburt, 2005, S. 220
Im Waldkindergarten leben die Kinder ihren natürlichen Bewegungsdrang ungehindert aus. Für Kinder ist Bewegung ein natürliches Mittel, Wissen über ihre Umwelt zu erwerben, ihre Umwelt zu ‘begreifen‘ und auf ihre Umwelt einzuwirken. Über Bewegung können sie Kenntnisse über sich selbst und ihren Körper zu erwerben. Bewegung ist eine Möglichkeit ihre Fähigkeiten kennenzulernen und mit anderen Menschen zu kommunizieren. So ist Bewegung ein wichtiger Baustein in der Entwicklung der kognitiven Fähigkeiten.
Der Wald mit seinen unterschiedlichen Bodenoberflächen, den Hügeln und Tälern, Stämmen zum Balancieren und Herunterspringen, Bäumen zum Klettern, Sträuchern die zum geduckten Gang zwingen, oder Pfützen, die zum Überspringen anregen, bietet den Kindern wunderbare Voraussetzungen sensomotorische Erfahrungen zu sammeln. So schult die Umgebung ‘Wald‘ während des Spielens optimal die Koordination der sensorischen Prozesse mit der Motorik. Die natürliche Umgebung des Waldes bietet so – ohne die Notwendigkeit pädagogischer Interventionen – vielfältige Möglichkeiten motorische Grundfertigkeiten, Körperwahrnehmung und -beherrschung sowie Beweglichkeit zu erlernen und weiter zu entwickeln. So gelingt es den Kindern, sich ihre räumliche und dingliche Welt anzueignen. Je sicherer sie in ihren Bewegungen werden, desto besser lernen sie ihre Fähigkeiten einzuschätzen und gewinnen an Selbstvertrauen.
Zusätzlich unterstützen wir diesen Bereich der Biko durch:
Projekte, gelenkte Spiele, Gesprächskreise, Ausflüge, Wanderungen (Entdeckungsreisen), Spiele mit Naturmaterialien, Geschicklichkeitsspiele, Wurfspiele, Fokussierung der Wahrnehmung mit allen Sinnen, erlebnispädagogische Angebote, Waldolympiade
Partizipation
Gelebte Partizipation erfordert eine Haltung der Pädagogen/innen, die den Kindern Respekt entgegenbringt, die sie ernstnimmt und ihnen vertraut.
Entscheidend ist, dass unser Bild vom Kind unser Handeln im Waldkindergarten grundsätzlich prägt: Wir Pädagogen/ innen sind überzeugt, dass Kinder eigenständige Persönlichkeiten sind, deren wesentliche Entwicklungsmotoren die eigene Neugier und eigene Erfahrungen sind! Sie sind „Selbstbildner“, die ein Recht auf Selbstbestimmung haben. Sie brauchen Selbstbestimmung, um ihren inneren Kompass zu finden, um ihren eigenen Entwicklungsimpulsen folgen zu können.
Selbstbestimmung: Ich bestimme über mich. Individualrechte
Unsere Persönlichkeit frei zu entfalten – sofern wir nicht die Rechte anderer Menschen verletzen – ist ein Grundrecht.
Kinder sind dabei, ihre Persönlichkeit zu entdecken und zu entwickeln. Dabei brauchen sie den Schutz und Begleitung von Eltern und Pädagogen/innen. Es ist wichtig, dass sie erleben und erfahren: “Ich bin ich. Ich bin richtig und wichtig, also auch meine Bedürfnisse und meine Meinungen. Das heißt nicht, dass ich meine Bedürfnisse und Wünsche immer durchsetzen kann, denn es gibt auch andere Menschen mit Bedürfnissen und Meinungen“.
Selbstbestimmungsrechte geben einen Rahmen für die Entwicklung von Selbstorganisation; es ist ein Teil der Selbstbildung.
Selbstbestimmungsaspekte, die im Waldkindergarten eine Rolle spielen:
- Spielen: Was? Wo? Mit wem?
- Essen und Trinken: Wann? Was? Wie viel?
- Anziehen: Was zu welcher Gelegenheit?
- Ruhe und Schlafen: Wann? Wie? Wo?
- Sprechen: Was? Wann? Auch, wenn ich eine Beschwerde habe!
Mitbestimmung: Ich bestimme mit. Kollektivrechte
Während die Selbstbestimmungsrechte auf das Individuum zielen, beziehen sich die Mitbestimmungsrechte auf die Gruppe, es sind Kollektivrechte. Hier geht es um das Einüben grundlegender demokratischer Strukturen.
Die Beteiligung der Kinder an Entscheidungen in unserem Waldkindergarten kann je nach Themenfeld in vier Stufen stattfinden:
- Ich werde informiert.
- Ich werde gehört.
- Ich darf mitentscheiden.
- Ich darf entscheiden.
Punkte, an denen die Mitentscheidung von Kindern gefragt sind:
- Angebote / Projekte: Welche sollen stattfinden? Wie?
- Feste: Was? Wann? Wie?
- Ausflüge: Wann? Wohin? Was tun wir da?
- Anschaffungen: z.B. Bücher
- Einrichtung: Raumgestaltung…
- Essen und Trinken: Was? Organisation?
- Tagesstruktur
Regeln: z.B. für den Umgang miteinander, für das gemeinsame Essen.